Vita, Fotos, etc.
Friedrich Emil Blutner wurde am 28.10. 1874 als Sohn des Friedrich Louis Blutner (geb. 24. Oktober 1850) und seiner Ehefrau Minna Theresia (geb. 16. Juli 1849, Tochter von Christian Traugott Wieland) in Auerbach/Erzgeb. geboren. Über seine Eltern schreibt Emil in der Familienchronik:
"Unser Vater Friedrich Louis Blutner ist aufgewachsen im alten strohgedeckten Blutnerhaus (jetzt Stellmacher Weisbach) an der Dorfstraße. Ich entsinne mich noch als kleiner Junge in Großvaters Haus aus und eingegangen zu sein. Besonders hatte der große Garten mit den vielen Obstbäumen eine große Anziehungskraft auf mich ausgeübt, was gab es da für schöne Pflaumen Birnen und Äpfel. Leider war das Haus sehr baufällig und aus diesem Grunde hats wohl auch unser Großvater verkauft. Der Kurtkarl Reinhard hat mirs erst vor einigen Jahren erzählt, daß unser Großvater das Haus dem alten Stammlerbauern für 300 Taler verkauft hat. Im Alter von 19 Jahren hat unser Vater in Dorfchemnitz bei einem Schmirtgen (?) als Strumpfwerkergeselle auf einem Holzstuhl gearbeitet. Es war dies im Winter 1869-70. Damals war eine so grimmige Kälte gewesen, daß wochenlang kein Fenster aufgetaut sei. Nach seiner Verheiratung ist er dann mit seiner treuen Lebensgefährtin nach dem stillen Gemeindezipfel verzogen, wo sie sich ein eigenes Heim eingerichtet hatten. Hier hat sich auch Vater einen eigenen, neuen Holzstuhl erworben, worauf er einige Jahre lang für seine Familie geschafft hat. Mutter nähte auf einer neuen Nähmaschine. Das sind nun auch meine ersten Erinnerungen aus meiner frühesten Kindheit. Oft habe ich da mit in dem Strumpfwirkerstuhl geschaffen, nur schade, dass meine Beine zu kurz waren, ich hätte gar gerne auch mit auf die verschiedenen Tritte getreten bald mit dem rechten dann wieder mit dem linken Bein. So habe ich mich begnügt nur mit den Händen die Pressenstange mit dirigieren zu helfen was Vater allein tat und ich nur die Bewegungen mitmachte. Gerne habe ich auch an den langen Winterabenden bei Mutters Nähmaschine gesessen und in einem alten neuen Testament die heiligen Geschichten gelesen. Ich muß gestehen das Buch hatte auf mich eine große Anziehungskraft. Es war etwas daran, etwas ganz geheimnisvolles, daß mich zu diesem Buche hinzog, es ist nur schade, daß es uns nicht erhalten geblieben ist."
Altes Blutner-Haus
Sofort nach seiner Schulentlassung ging Emil bei dem Strumpfwirker-meister Julius Uhlmann in die Lehre. Als dann später der Sohn von Julius Uhlmann seine Maschienen verkaufte, ist Emil in 1896 in die Fabrik on Robert Wieland eingetreten. Dort hat er bis 1925 als Wirker gearbeitet.
1898 hat Emil mit seiner Frau Rosa den Traubund fürs Leben geschlossen. Ihnen wurden vier Töchter geboren: Frieda (1899 - 1988), Elsa (1902 - 1989), Rosa Johanna (1907, verstorben 1908) und Rosa Sahra (1909 - 1991). Am 1. März 1915 erblickte ihr einziger Sohn Gerhard Emil das Licht der Welt (gest. 1996).
Neues Blutner-Haus
In der Familienchronik schreibt Emil über diese Zeit:
"Im August 1914 brach dann der große Völkerkrieg aus. Durch den Doppelmord des österreichischen Thronfolgers und seiner Gemahlin hervorgerufen und weil Deutschland mit Österreich verbündet war musste es sofort mit eingreifen. War das ein Herzeleid. Zwar hoffte man, es wird schnell wieder alle sein. Aber als immer mehr gediente Soldaten bis 45 Jahren und darüber fort in den Krieg mussten und mir bald die ersten Verluste gemeldet wurden und immer mehr Völker in den Krieg gegen Deutschland zogen, da hörte dann das Wehklagen nicht mehr auf. Auch unser Bruder Otto, der erst 2 Jahre zuvor in Metz gedient hatte musste gleich in den ersten Tagen mit eintreffen. So waren wenige Familien welche nicht mit betroffen wurden. In dieser schweren Zeit kehrte das Glück und die Freude abermals ein in unserer Familie. Am 1. März 1915 wurde uns ein Söhnlein geboren
Gerhard Emil
Ein Wunder war, dass er uns erhalten blieb. In
dieser Zeit wurden die
Lebensmittel so knapp. Ins tägliche Brot wurde alles mögliche gebacken
um das Mehl zu strecken. Kohlrüben und Kartoffeln waren die
Hauptnahrung. Dazu gab es Zuckerhonig und Margarine und das haben wir
alles gern gegessen. Kartoffeln haben wir gleich mit der Schale
verzehrt, nur das nichts verloren ginge, aber unseren Hunger konnten wir
trotzdem nicht ganz stillen. In dieser Zeit sind wir oft in die Pilze
gegangen und haben solche mit verkauft. Beim Bäcker Burghardt bekamen
wir da manchmal ein Brot extra außer der Brotmarke."
Emils Leidenschaft galt dem Zeichnen und der Malerei. Obwohl er auf diesem Gebiet absoluter Autodidakt war, haben besonders seine (z.T. kalorierten) Tuschezeichnungen künstlerische Anerkennung erlangt.
Im Alter litt Emil an Schwerhörigkeit, was seiner Kontaktfreudigkeit Grenzen setzte. Trotzdem hat er bis ins hohe Alter von fast 90 Jahren künstlerisch gearbeitet. Am 7.3. 1964 ist Emil friedlich eingeschlafen und seine gesamte Familie hatte sich zuvor am Totenbett versammelt.
Seite aus der Familienchronik
Der Text lautet:
Dieser nebenstehende Moment ereignete sich einmal vor längeren Jahren. Wir wohnten damals noch oben. Es war gerade Abend im Sommer. Hinter ganz dunkler Wolkenwand stand die untergehende Sonne und beleuchtete den Horizont purpur. Mutter und ich betrachteten das Schauspiel, als sich plötzlich von der Wolkenwand ein kleiner Wolkenfetzen ablöste und schnell größer und größer wurde und dem Erdboden zustrebte und hinter den kleinen Steinkamm am Büchert für uns nicht mehr sichtbar war. So schnell aber, wie er sich abwärts bewegt hatte, zog sich auch der Wolkenstreifen wieder hoch, einen kleineren Zipfel nach sich ziehend, bis alles wieder mit der Wolke vereinigt war. Schnell habe ich damals Papier und Pinsel hervorgeholt und das eben erlebte Wunder gemalt. Ein oder zwei Tage darauf stand in der Zeitung „Eine Windhose hatte in Berbersdorf von einer Scheune das Dach abgehoben und ein Stück mit in die Höhe genommen.“ Das Bildchen habe ich lange Zeit aufgehoben und nun jetzt unserer Chronik einverleibt zum Andenken für unsere Nachkommen.
Euer
Vater
Emil Blutner mit Frau, ca. 1946
Emil Blutner (ca 1895)
Emil Blutner inmitten Teilen der Belegschaft des Strumpfwerkes von A. Robert Wieland aus dem Jahr 1896. (Dank an Falk Drechsel für entsprechendes Bildmaterial)
Die Eltern von Emil Blutner, Friedrich Louis Blutner und seiner Ehefrau Minna Theresia Blutner (geb. Wieland), ca 1910
Familienfoto, ca. 1946. In der Mitte Emil Blutner mit Ehefrau
Emil Blutner mit Frau und Sohn Gerhard, ca. 1946
Goldene Taschenuhr mit Inschrift:
"Unserem Wirker
Friedrich Emil Blutner
aus Dankbarkeit und Anerkennung
für seine Mitarbeit
2.1.1896 - 25.12.1925
gewidmet
A. Robert Wieland
Auerbach i. Erzgeb."
Kolorierte Tuschezeichnung ca. 1943. AlteDeckermühle
Kolorierte Tuschezeichnung ca. 1943. AlteBernhardtmühle
Postkarte "Winter im Erzgebirge", 24. Januar 1943. (Auf Rückseite Botschaft an das"Geehrte Fräulein Marga".
Tuschezeichnung. Ohne Titel (Erzgebirgslandschaft)
Tuschezeichnung. Ohne Titel (Baum), 19.1.44 E,B.
Tuschezeichnung. Ohne Titel (Baum mit Landschaft)
Tuschezeichnung, Postkarte. Jesus ist kommen Grund ewiger Freude
Tuschezeichnung. Ohne Titel (Erzgebirgslandschaft)
Tuschezeichnung. Ohne Titel (Dorf mit Kirche)
Tuschezeichnung. Ohne Titel (Waldweg mit Haus)